Kindheitserinnerungen: Die rosa Badekappe

Die Freibadsaison ist in vollem Gange. Nur morgens um sieben Uhr, ist es noch ruhig im Becken – und kalt. Ich nehme mir ein Beispiel an den abgehärteten älteren Damen, die an den Morgenden die Mehrheit im Schwimmbad bilden und tue es ihnen gleich: Anschwimmen mit Eisfüßen. Der Vorteil: Zu dieser Zeit am Tag ist das Wasser noch klar und man hört die Vögel zwitschern statt Kindergeschrei. Meine Großmutter aus Oberschlesien brachte mir das Schwimmen als Kind bei und erzählte, wie sie bei Kälte und Schnee noch in die Ostsee sprang.

An sie denke, ich, wenn ich meine Bahnen ziehe und hoffe, Sie ist mir nicht böse, dass ich immer noch keine Badekappe beim Schwimmen trage, wie sie es sich immer gewünscht hat. Doch ich konnte mich mit den rosa Rüschenmützen von ihr nie anfreunden. Schwimmen gehen gehörte zu den Oma-Wochenende als Kind dazu. Aber erst ab Sonntagmittag, nachdem wir im Gottesdienst waren. Dann wurde die Sonntagskleidung gegen Badeschlappen eingetauscht und die Handtasche mit Geld für den Klingelbeutel gegen die Schwimmtasche mit rosa Badekappe. Statt einem Sonntagsbraten, der mir immer schwer im Magen lag, gab es an solchen Tagen Pommes und Eis.

So tauchen Kindheitserinnerungen auf, während ich versuche gegen die eisigen Temperaturen im Freibad anzuschwimmen und hoffe, dass ich die zehn Cent für die Warmwasserdusche nicht vergessen habe. Vielleicht würde eine rosa Badekappe jetzt gegen die kalten Ohren helfen?