Umfragen: Das Kaffeekochen der Radiopraktikanten

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Foto: Tobi/Pixelio

Ach, wie habe ich über das viele Sitzen im Zeitung-Redaktionsbüro gejammert. Dann kam das Praktikum beim Radio, ich durfte raus und war wieder nicht zufrieden.

Zwei Wochen Radio-Praktikum und schon vier Umfragen mit dem blau-weißen Mikrofon liegen hinter mir. Während mir das Mikrofon in einer wasserabweisenden Umhängetasche ausgehändigt wird, muss ich mich um meine wetterfeste Kleidung selbst kümmern. Das Tagesgeschäft von mdr-aktuell kennt kein Erbarmen. Ob Hagel, Regen oder Kälte: O-Töne und Vox pop (Zusammenschnitt aus prägnanten Antworten ausgewählter Personen) für die Hörer müssen sein. Das Themenspektrum ist groß: Heumilch, Pendeln, Sozialwahlen oder Leiharbeit. Ich muss aufpassen, bei den Fragen nicht durcheinander zu kommen. Mit der Zeit entwickele ich verschiedene Strategien, wie ich möglichst schnell möglichst interessante Antworten von unterschiedlichen Leuten bekomme. Lächeln hilft meistens für den Gesprächseinstieg. Das Mikrofon erst einmal in der Tasche versteckt halten auch. Und ganz entscheidend für die Erfolgsquote ist der Ort. Haltestellen sind gut, wenn die Tafel für die nächste Bahn mindestens noch 5 Minuten anzeigt. Wartende Menschen sind gesprächiger als gestresste Einkäufer vor dem Supermarkt. Und Frauen sind gesprächiger als Männer. Ältere Menschen geben eher Auskunft als jüngere.

Und wenn dann die Füße fast abgefroren sind und der Regen nicht aufhört auf die Kapuze zu tropfen, dann finde ich es völlig gerechtfertigt zu sagen: Wenn Sie mir jetzt noch eine Antwort geben, dann darf ich wieder ins Trockene zurück. Und da hat dann hoffentlich einer der Kollegen für die Praktikanten heißen Kaffee oder Tee gekocht.

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