Volksbankfuchs im Schafspelz

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Foto: Roland Peter, pixelio

Meine erste Glosse

Eigentlich wollte ich immer im Bauwagen leben und Banken finde ich doof. Jetzt habe ich einen Bausparvertrag abgeschlossen. Verängstigt stehe ich vor dem Gebäude mit der Aufschrift „Volksbank“. Ich habe mir extra die Schuhe geputzt, um nicht die heiligen Hallen mit Erdkrümeln zu beschmutzen. Auch Hippies sind wohlerzogen.

Die lächelnde Beraterin mit blütenweißem Hemd bietet mir Kaffee an, bestimmt von ausgebeuteten Kindern mit Milch von misshandelten Kühen. Ich lehne ab und lasse mich vorsichtig auf dem Stuhl nieder, bereit jederzeit aufspringen zu können, um dem zähnefletschenden Geldautomaten und der grinsenden Beraterin zu entkommen. Meinen Mantel lasse ich mir nicht abnehmen, weil ich befürchte sie würde ihn mit dem Parfum „Geld stinkt nicht“ besprühen.

Auf dem Tisch liegt der Bausparvertrag, der Fuchs ohne Schafspelz lächelt mich beruhigend an. Ich halte die Luft an, der Schweiß rinnt mir bis in die frisch geputzten Schuhe, ich kneife die Augen zu, meine zitternde Hand schwebt über dem Vertrag. Ich bitte um ein Glas Wasser, muss mir Mut antrinken. Zweiter Versuch: Mich überkommt ein Brechreiz, dem ich nur wiederstehen kann, weil das Putzmittel hier bestimmt nicht ökologisch abbaubar ist. Ich höre plötzlich Stimmen: Marx, Engels, Rosa Luxenburg. Während ich mir mit der einen Hand die Ohren zuhalte, setze ich mit der zitternden anderen, die sich plötzlich in eine brutale Tigerpranke verwandelt, meine Unterschrift unter den Vertrag. Ich öffne wieder die Augen. Die Sonne ist untergegangen, aber Sonnenspaziergänge interessieren mich nicht mehr. Ich bestelle einen Kaffee mit extra viel Milch, rufe der Beraterin hinterher, sie könne meinen Mantel entfusseln und mir die aktuellen Immobilienangebote bringen. Als ich das Gebäude verlasse lächelt mir der Bankautomat zu und ich klopfe ihm auf die kalte Schulter.

2 Gedanken zu „Volksbankfuchs im Schafspelz“

  1. Liebe Sara,
    ich musste herzlich lachen beim Lesen!
    Für meinen Geschmack ein bisschen zu dick aufgetragen, aber sehr erheiternd.
    Dir alles Gute und viel Erfolg mit den Immobilien (und Bauwagen kosten ja auch Geld, oder?)
    Herzlich, Andrea

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